Im OLC Kapreolo klafft nun eine grosse Lücke. Mit Ruedi Lais Tod, verlieren wir ein engagiertes Klubmitglied. Seine politische und öffentliche Seite wurde bereits in den Medien sehr gut gewürdigt. Meine sehr persönliche Sicht ist nur eine sanfte Annäherung an den OL- affinen Menschen Ruedi, wie ich ihn erlebt habe.
Ich habe Ruedi nach meiner 30-jährigen OL-Absenz im Alter von ca. 50 Jahren kennengelernt. Mit seiner kantigen und pointierten Art musste ich mich zuerst ein wenig anfreunden. Wir liefen meistens in der gleichen Alterskategorie. Mit meiner damals eher unstrukturierten «try and error»-Methode, bildete ich den Gegenpart zu Ruedi. Er dagegen, war als Vollblutpolitiker ein sehr fundierter und strukturierter OL-Läufer. An der SOM 2000 in Saas Fee stellte er mit Röbi Meier und mir eine Mannschaft auf, die seiner Meinung nach ganz vorne mitlaufen konnte. Ruedi war der ehrgeizigste von uns und wir liefen damals überraschenderweise tatsächlich aufs Podest. Noch bei meinem letzten Besuch vor zwei Wochen im Triemlispital erinnerte er sich an diese SOM, vor allem an den Umstand, dass wir ohne den Applaus unserer damaligen Lebenspartnerinnen (alle drei waren einzeln wandernd in Saas Fee unterwegs) auf dem Podest gestanden haben.
Ruedi lernte ich als Freund so richtig beim 5-Tages-OL in Kroatien 2011 kennen. Wir flogen nach Zagreb. Bezüglich Flüge hatte Ruedi klare Prinzipien: Höchstens 1x pro Jahr fliege er, wenn überhaupt. Sein ökologischer Fussabdruck war ihm wichtig, lange bevor die Klimadebatte in aller Munde war. Wir teilten das Zimmer und sein Vorschlag war, dass immer der Laufbessere von uns zuerst duschen konnte. Selbstredend duschte Ruedi immer zuerst! Hier lernte ich auch seine genussvolle, kulinarische Seite kennen… Auf gute Läufe stiessen wir gerne mit einem Glas Rotwein an. Neben den Läufen wanderten wir oft im angrenzenden Nationalpark, wo Ruedi mich mit seiner Kenntnis der Pflanzennamen und seiner Leidenschaft für die Abläufe der Natur beeindruckte. Wir sprachen dabei über vieles, auch über Glück. Glücksgefühle erlebte er, wenn er über federnde, moosbewachsene Wiesen joggen konnte, natürlich immer auf der Suche nach dem nächsten Posten.
Nach unserer gemeinsamen Kroatienreise jassten wir zusammen in einer Gruppe von Freunden. Auch da war Ruedi sehr engagiert und radelte jeweils mit seinem E-Bike zu unseren Jass-Treffpunkten.
Nach der niederschmetternden Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs Ende 2019 und der anschliessenden Operation und Behandlung kehrte Ruedi im Sommer 2020 nochmals für einige Läufe in die OL-Gemeinschaft zurück. An der SSM in Kreuzlingen rannte er besser als ich, was mich sehr freute. Im Winter 2020/21 kehrte dann leider die Krankheit heftig zurück. Bei einem meiner Besuche in seinem Garten, erwähnte er den fantastischen und geschenkten Sommer, den er nochmals erleben durfte. Er war dankbar für eine Zeit mit vielen Wanderungen mit seiner Lebenspartnerin Roswitha und für die OL`s, die ihm noch möglich gewesen waren. Im letzten Winter 2021 war es für ihn nur noch ein Traum, jemals wieder an einem Wettkampf teilnehmen zu können. Am 23.September durften Felix Rutz und ich im Triemlispital gemeinsam von Ruedi Abschied nehmen. Ich verliere einen Freund.
Ueli Bretscher
Die Abdankung findet am 29. Oktober um 16.00 im Grossmünster statt.